Psycho­logische Therapie

„Toxische Beziehungen“

1. Überblick:

Toxische Beziehungen sind Beziehungen, in denen nach allgemeiner klinischer Erfahrung regelmäßig zumindest ein Partner eine Persön­lich­keits­störung aufweist. Oft weisen jedoch auch beide Partner Persön­lich­keits­störungen auf.
Zu den für toxische Bezieh­ungen besonders relevanten Persön­lich­keits­störungen gehören insbesondere die folgenden Persön­lich­keits­störungen (welche weitgehend den Cluster B Persön­lich­keits­störungen nach DSM-V, sh. unter Persön­lich­keits­störungen entsprechen):

Ebenfalls von besonderer Relevanz für toxische Beziehungen sind aber auch Personen, welche dem psycho­pathischen Formen­kreis zuzurechnen sind.
Psycho­pathie: Prävalenz von 1% in der Allgemein­bevölkerung (dh. 1 Person von 100 ist ein Psychopath)


2. Wie vermeide ich also in toxische Beziehungen zu kommen bzw. wie erkenne ich, ob ich mich bereits in einer befinde?

Der erste Schritt aus klinisch-psycho­logischer Sicht ist die grundlegende Kenntnis der Merkmale jener vier (/fünf inkl. Psychopathie) Persön­lichkeits­ausprä­gungen, welche sich am häufigsten in toxischen Beziehungs­konstel­lationen vorfinden und wie sich Personen mit diesen Störungen im zwischen­mensch­lichen Kontakt erkennen lassen. Hierzu kann man einschlägige Diagnose­manuale, aber auch wissen­schaft­liche Forschungs­ergebnisse sowie klinische Erfahrungs­elemente heranziehen.

3. Wesent­liches Unter­scheidungs­kriterium von gesunden Bezieh­ungen im Vergleich zu toxischen Bezieh­ungen (angelehnt an Sachse, 2018, 2019)

Gesunde Bezieh­ungen sind vereinfacht gesagt wechsel­seitige (reziproke) Energie­austausch­systeme, in denen jeder Partner zumindest mittel- und langfristig so viel vom anderen Partner zurück­bekommt wie er in die Beziehung („emotional“ bzw. durch verschiedene Handlungen) eingezahlt hat. Kurz­fristige Abweichungen im Austausch­verhältnis schaden der Beziehung nicht!

Toxische Beziehungen hingegen sind Beziehungen in denen sich immer der Partner mit Persön­lich­keits­störung mittel- und lang­fristig durch mani­pulative (=verdeckte) Strategien „mehr herausnimmt“, als er in die Beziehung „eingezahlt hat“. Dies löst beim gesunden Partner mit der Zeit massive aber (aufgrund des verdeckt-mani­pulativen Strategie­einsatzes) nur schwer zuordenbare Störgefühle aus (z.B. Stimmungs­schwankungen, plötzlich auftretende situations­unange­messene Wut­anfälle), denn die Beziehung verursacht mehr Kosten als Nutzen für den gesunden Partner (er bekommt weniger und weniger vom Partner mit Persön­lich­keits­störung zurück).

Im Zeit­verlauf begünstigt das immer stärker werdende Ungleich­gewicht zwischen den Partnern (bzw. der immer stärker werdende „psychische Energie­verlust“ beim gesunden Partner) das Auftreten psychischer Erkrankungen (z.B. Depressionen, Angst­störungen, akute Belastungs­reaktionen, „Burn-Out“ Symptome) beim vormals gesunden Partner. Paradoxer­weise kommt es in toxischen Beziehungen hierdurch aber nur zum Teil zur Einleitung eines Loslösungs­prozesses des vormals gesunden Partners vom toxischen Partner.



In der weit über­wiegen­den Anzahl der Fälle aber kommt es, da der vormals gesunde Partner, die Probleme, die es in der Beziehung gibt tatsäch­lich nun aufgrund seiner eigenen immer mani­fester werdenden psychischen Probleme mehr und mehr auf sich selbst zurück­zuführen beginnt, zu einer Verstärkung der Beziehungs­kohäsion und zu einer erhöhten Abhängig­keit des (vormals) gesunden Partners vom teils mani­pulativ einge­setzten Zuwendung­sverhaltens des Partners mit Persön­lich­keits­störung (manche vormals gesunde Personen werden nun in Bezug auf „ihre psychische Energie­versorgung“ sprich­wörtlich abhängig von der Person, welche ihnen die Energie zuallererst in großen Teilen genommen hat).

Da der persönlich­keits­gestörte Partner aufgrund seines regelmäßig vorhan­denen Empathie-Defizits und seiner eigenen Psycho­pathologie, den anderen Partner oft nicht freigibt, ihn statt­dessen z.B. als narziss­tisches Energie­reservoir („narcissistic supply“) weiter „gebraucht“, verstärkt sich der krankheits­wertige Prozess für den vormals gesunden Partner zyklisch im Zeitverlauf. Er gerät mehr und in eine psycho-emotionale Abhängig­keit vom toxischen Partner (ähnlich einer Drogensucht) aus der er sich ohne profes­sionelle Hilfe (und für Betrachter von außen völlig unnach­voll­ziehbar) kaum noch selbst befreien kann.

4. Weitere Merkmale toxischer Bezieh­ungen
bzw. „psychischen Miss­brauchs“ im Rahmen von Bezieh­ungen

5. Zusammen­fassung und Behand­lungs­möglich­keiten

Unab­hängig davon, ob die TP (=toxische Person) in der Beziehung ihre mani­pulativen Strategien bewusst oder unbewusst einsetzt, so ist das Ergebnis leider aus der klinischen Erfahrung heraus dennoch oft das Gleiche: es kommt zum Entstehen von psychischen Erkrank­ungen beim vormals noch gesunden Partner und zum Eintritt einer Form der Co-Abhängigkeit (=Unfähigkeit sich aus der toxischen Beziehungs­struktur noch lösen zu können). Toxische Beziehungs­strukturen und die damit einher­gehenden sehr komplexen zwischen­mensch­lichen Inter­aktions­spiele sind ohne Kenntnis der dahinter­liegenden psycho­logischen Ursachen und Motiv­systeme, welche die Personen mit Persön­lich­keits­störung leiten (also quasi „von innen“ aus dem toxischen System selbst heraus) regelmäßig nur schwer zu durch­schauen und nur selten gelingt die Loslösung aus dem System heraus ohne externe Unter­stützung. Warten Sie deshalb nicht zu lange, um sich Hilfe zu suchen. Gerne unter­stütze ich Sie auch selbst im Rahmen des Los­lösungs­prozesses oder nach dem Erleben traumatischer Bezieh­ungs­erfahr­ungen (z.B. Trenn­ung nach Co-Abhängig­keit, Scheidung von einem Narzissten etc.).


Vereinbaren Sie einen Termin für eine Online-Video­sprech­stunde oder für eine persönliche Sprech­stunde in Wien oder Thalheim bei Wels, telefonisch unter 0664/ 434 16 99 oder unter psychologischepraxis@outlook.at

Literatur­verzeichnis:
Sachse, R. (2018). Wie manipuliere ich meinen Partner- aber richtig (4. Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta
Sachse, R. (2019). Persön­lich­keits­störungen: Leitfaden für eine psycho­logische Psycho­therapie (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe