Narzissmus Therapie Wien, Thalheim bei Wels

„Narzissmus“
(Narziss­tische Persönlich­keitsstörung)

1. Überblick:

Die narziss­tische Persönlich­keitsstörung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie und Verhalten), dem Bedürfnis nach Bewunderung und einer Überempfind­lichkeit gegenüber Kritik durch Andere. Menschen mit narzisstischer Persön­lichkeit präsentieren sich in der zwischen­mensch­lichen Begegnung gerne als eine Art „Alpha-Persön­lichkeit“ (ähnlich dem Alpha-Tier im Tierreich), das heißt, sie machen andere in übertriebenem (und diese oft vor den Kopf stoßenden) Maße, auf persönliche Leistungen, ihr Vermögen, ihren sozialen Rang und Einfluss aufmerksam oder setzen ihren Mitmenschen Regeln, wie diese sich zu verhalten haben.

Da jedoch diese Art der grandiosen zwischen­mensch­lichen Selbst­repräsentation oft keine vollständige Abdeckung in der Wirklichkeit findet, kommt es in der Folge zu einem „Feedback Problem“ (Beck et al., 2016) mit anderen Menschen, da diese oft eine realis­tischere Sichtweise der Realität von den Betroffenen einfordern oder Widerstand gegen „das narziss­tische Regel-Setzer-Verhalten“ zeigen. Die Folge sind eskalierende Beziehungs­störungen, die durch die Betroffenen selbst im verzweifelten Bemühen um Aufrecht­erhaltung ihres grandiosen Selbstbildes, welches als kompensa­torisches Schutzschild gegen tiefsitzende Gefühle der eigenen Unzuläng­lichkeit, Wertlosigkeit und Scham dient, nicht mehr auflösbar scheinen (Fiedler, 2007).


2. Narziss­tische Persönlich­keitsstörung
- ergänzende diagnos­tische und inhaltliche Ausfüh­rungen

Hinweis: Bitte lesen Sie diesen Abschnitt nur bei besonderem Interesse, ansonsten springen sie gleich zum Unterpunkt „3. Behandlung“.

a.) Diagnos­tische Kriterien nach DSM-V
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

  1. Hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (z. B. übertreibt die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden)
  2. Ist stark eingenommen von Fantasien grenzen­losen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe
  3. Glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können
  4. Verlangt nach übermäßiger Bewunderung
  5. Legt ein Anspruchs­denken an den Tag (hat übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung)
  6. Ist in zwischen­mensch­lichen Beziehungen ausbeuterisch (d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen)
  7. Zeigt einen Mangel an Empathie: Ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
  8. Ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/ sie
  9. Zeigt arrogante, überhebliche Verhaltens­weisen oder Haltungen

b) Weitere in verschiedenen wissenschaft­lichen Studien nachgewiesene Eigenschaften, von Personen mit narziss­tischer Persönlich­keits­störung

Überblick der einzelnen Forschungs­ergebnisse (mit entsprech­enden Nachweisen in Sachse, 2019):

Hoher bis übertriebener Selbstwert, jedoch auch hohe Selbst­zweifel und starke Schwankungen des Selbstwerts

  • Erhöhte Tendenz sich besser einzuschätzen als Durchschnitts­personen
  • Starke Abnahme des Selbstwerts nach negativen Ereignissen wie dem Ausbleiben von Erfolgen oder einem Gefühl sozialer Ausgeschlos­senheit
  • Massive Selbstwert­schwankungen
  • Erhöhtes Ausmaß von Scham bei Versagen

Massive Kritik­empfind­lichkeit

  • Erhöhtes Aggressions­niveau, bei Beschämung durch andere Personen
  • Erhöhte Feind­seligkeit, wenn sie sich anderen Personen unterlegen fühlen

Suche nach Anerkennung

  • Neigung mit Leistungen zu prahlen und sich arrogant zu verhalten
  • Neigung teures Outfit zu tragen, teure Uhren, auffällige Kleidung
  • starke Beziehung zum „Workaholism“ (= Arbeitssucht)
  • Tendenz Liebes­bezieh­ungen zu Partnern einzugehen, von denen sie bewundert werden

Egozentrik und Dominanz­streben

  • erhöhtes Maß an Selbst­bezogenheit
  • erhöhtes Ärger Potential, erhöhte Feindseligkeit
  • starke Aggressionen im Straßenverkehr

Emotionalität & Empathie

  • erhöhte emotionale Labilität: abwechselnde Phasen von hypomanischen Zuständen (=auffälligen Stimmungs­hochs) und „narzisstischer“ Unzufrie­denheit
  • Keine angeborene Unfähigkeit zur Empathie, aber Fähigkeit Empathie zum Teil gegenüber anderen Menschen „abschalten“ zu können

Stimulations­bedürfnis, keine volle Bindung an Beziehungs­partner

  • erhöhte Suche nach Kicks/ Stimulation
  • eine erhöhte Tendenz eher spielerisch mit Liebes­bezieh­ungen umzugehen und sich darin weniger stark zu binden

Sucht

  • erhöhte Tendenz zu Alkohol­abhängigkeit und sonstigen Suchter­krankungen

3. Behandlung:

Die Behandlung von Personen mit narziss­tischer Persönlich­keits­störung ist selbst­verständlich möglich, doch erfordert sie von den Betroffenen, einen der schwierigsten Schritte, der von Personen mit narziss­tischen Persönlich­keit­santeilen abverlangt werden kann, nämlich Unterstüt­zung/Hilfe von einer anderen Person zu suchen und diese auch zulassen zu können. Da die narziss­tische Persön­lichkeits­störung meist als hochgradig ich-synthon erlebt wird (narziss­tischer Störungs­anteil wird als sinnvoller Teil des eigenen Ichs angesehen), kommen Betroffene selten primär wegen ihrer narziss­tischen Persönlich­keits­aspekte in Behandlung.

Meist sind aber durch den narziss­tischen Lebensstil eine Reihe von sekundären Begleit- oder Folge­problemen entstanden, die für den Narzissten derart hohe zwischen­menschliche- oder persönliche Kosten verursachen, dass er oft geradezu „gezwungen“ wird, sich aufgrund dieser Folge­probleme seines Narzissmus, in Behandlung zu geben (z.B. Substanz­abhängig­keiten, „Workaholism“, Burn-Out, Scheidungen, erhöhte Anzahl beruflicher Konflikte etc.).

Die Behandlung beginnt somit meist am sekundären Folge­problem und wird nur in Überein­stimmung mit dem Betroffenen auf Bearbeitung der (eigentlich primär für die Folge­probleme ursächlichen) narzisst­ischen Persönlich­keits­anteile gestreckt. Wichtig ist hierbei ein gemeinsamer anteiliger Prozess.

Die Behandlung von narziss­tischen Persönlich­keits­anteilen erfolgt in meinen Gesundheits­praxen nach wissen­schaftlich-evidenz­basierten kognitiv-verhaltens­therapeu­tischen Techniken. Gemeinsam arbeiten wir daran, negative gedank­liche Grund­überzeu­gungen, welche Sie über sich selbst, andere Menschen und die Welt haben, kognitiv-verhaltens­therapeutisch „umzubauen“, da diese maßgeblich für den Fortbestand der narziss­tischen Persönlich­keits­aspekte bei Ihnen sind.

Nach den Umständen des Einzel­falls werden selbst­verständlich auch andere wissen­schaftlich evidenz­basierte, psycholo­gische Techniken (wie dialektisch-behaviorale, positiv-psycholo­gische, systemische- und hypnotische Techniken) in den Behand­lungsplan integriert, um die erzielten Ergebnisse auch langfristig absichern zu können. Entgegen, früherer Ansichten, lassen sich gute Erfolge auch in diesem Bereich nicht erst nach Jahren, sondern bereits mittelfristig- (in Teilen auch kurzfristig) erzielen.

[1] In der bisherigen Behandlung von Patienten wurden nur sehr selten mehr als 30 Sitzungen für die Bearbeitung vorliegender Problem­stellungen benötigt.


Vereinbaren Sie einen Termin für eine Online-Video­sprech­stunde oder für eine persönliche Sprech­stunde in Wien oder Thalheim bei Wels, telefonisch unter 0664/ 434 16 99 oder unter psychologischepraxis@outlook.at

Literatur­verzeichnis: Beck, A.T., Davis, D.D., & Freeman, A. (2016). Cognitive therapy of personality disorders. New York: Guilford Press.
Fiedler, P. (2007). Persönlich­keits­störungen (5. Aufl.). Weinheim: Beltz
Sachse, R. (2019). Persönlich­keits­störungen: Leitfaden für eine psycho­logische Psycho­therapie (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe